DEUS CARITAS - Gott ist Liebe! So lautet die Quintessenz des Evangeliums, betont Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 3. Sonntag im Jahreskreis am 21. Januar 2024.
Ganz selbstverständlich sprechen wir vom „Evangelium“, ohne uns bewusst zu machen, was dieser Begriff überhaupt bedeutet. Bereits die griechische Antike kennt εύαγγελίον für eine positive Nachricht. Jesus selbst verwendet das Wort und meint damit die Frohe Botschaft, die er mit seinem Auftreten den Menschen bringt. Er bringt aber nicht irgendeine gute Nachricht, sondern das Evangelium Gottes. Er spricht und handelt folglich in höchstem Auftrag.
Das εύαγγελίον dieses Sonntags lautet: Die Zeit ist erfüllt. Jetzt, nach dem gewaltsamen Tod des Täufers Johannes, ist die Zeit reif für den Christus. Mit ihm bricht die Herrschaft Gottes an. Sie unterscheidet sich fundamental von der Herrschaft der Mächtigen dieser Erde, denn sie ist keine Machtausübung über ein bestimmtes Territorium, vielmehr meint Reich Gottes: Juden wie Nichtjuden aner-kennen Gott als den einzig wahren König, als die einzig maßgebliche Autorität ihres Lebens.
„Das Reich Gottes ist nahe.“ Das Reich Gottes bricht mit Christus an / und bricht dort auf, wo Menschen umkehren, ihren bisherigen Weg verlassen / und der guten Nachricht des Jesus aus Nazaret Glauben schenken. Reich Gottes bricht dort durch, wo Menschen beginnen, im Geiste Jesu zu denken, zu reden und zu handeln. Wo dies geschieht, ereignet sich Evangelisation oder wie wir heute sagen Evangelisierung. Denn wo Menschen im Geiste Jesu leben, wo sie Barmherzigkeit üben, Solidarität mit den Schwachen zeigen, sich der Kranken und Leidenden erbarmen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen, dort strahlt dies auf die Umwelt aus und bringt andere zum Nachdenken, warum Christen so handeln, es zeitigt somit Folgen.
„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Welches ist die Quintessenz des Evangeliums? Sie lässt sich mit zwei Worten aus dem 1. Johannnesbrief zusammenfassen: DEUS CARITAS – GOTT ist LIEBE. Aus seinem Herzen strömende, sich zu uns Menschen ergießende, lautere Liebe. Wahre Liebe will die Freiheit des anderen; gleichzeitig sehnt sie sich nach Erwiderung ihrer Liebe; Wahre Liebe zielt auf das Wohl des Geliebten. Der Evangelist Johannes umschreibt dies mit Worten, die er Jesus in den Mund legt: „Ich bin gekommen, damit sie, die Menschen, das Leben haben, und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)
Weil Gott Liebe ist, will er des Menschen Leben; nicht oberflächliches Fettaugen-leben, sondern Leben mit Tiefgang, Leben in Fülle. Wenn das mal keine frohe Botschaft ist! Das ist die schönste Botschaft, welche die Menschheit je erreicht hat: Gott steht voll und ganz auf der Seite des Menschen; er wünscht nichts mehr als des Menschen Glück und Wohlergehen, ja er sehnt sich in Liebe nach dem Menschen und ersehnt nichts mehr / als des Menschen Liebe zu ihm.
Warum erreicht diese wunderbare Botschaft in den Wohlstandsländern des Westens heute so wenige Menschen? Das liegt wohl nicht am Evangelium, sondern an uns, den Verkündern. Strahlen wir noch die Freude aus, die dieser Botschaft entspringt? Erfüllt uns noch heiliger Eifer, der uns antreibt, diese Botschaft möglichst vielen Menschen zu bringen? Leben wir die Botschaft noch glaubwürdig? Die Botschaft ist nicht nur gut, sie ist außerordentlich und verdient unser aller Einsatz in Wort und Tat. Textquelle: Bistum Passau|Redaktion,19.01.24