Wer ist Jesus für dich persönlich? Ein Religionsgründer, ein Prophet, ein Revolutionär, der Messias, Gottes Sohn, mein Freund, mein Lebensbegleiter - lauten mögliche Antworten von Christinnen und Christen. Ein Impuls dazu zum 15. September 2024 von Bernhard Kirchgessner, Leiter Spectrum Kirche Passau-Mariahilf.
Stellen Sie sich vor, Sie schlendern gemächlich durch die Fußgängerzone, eine Person kommt auf Sie zu, hält Ihnen ein Mikro unter die Nase und stellt Ihnen zwei Fragen: Entschuldigen Sie, wer ist Jesus von Nazareth? Und die zweite Frage: Wer ist Jesus für Sie persönlich? Wie würden Sie reagieren? Stehen bleiben, antworten oder einfach weitergehen? Gesetzt den Fall Sie blieben stehen, heißt es nun Antworten zu finden. Frage I: Wer ist Jesus? Mögliche Antworten könnten lauten: Ein Religionsgründer. Ein Prophet zur Zeitenwende. Ein Revolutionär, der wohl zu weit ging. Ein Gescheiterter, der in jungen Jahren hingerichtet wurde.
Knifflig wird die Beantwortung der zweiten Frage: Wer ist Jesus für Sie persönlich? Die Antworten könnten diesmal lauten: Der bedeutet mir nichts. Oder im Dialekt: Mei, des is schon so lang her… oder Der is recht gut für Kinder, oder aber Jesus ist Gottes Sohn, mein Freund, mein Bruder, mein Begleiter durchs Leben.
Diese beiden Fragen hat Jesus kurz vor seinem Leidensweg nach Golgota den Jüngern gestellt: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Darauf die Zwölf: Die einen sagen, Du seist Johannes der Täufer, andere meinen, nein Du wärst der wiedergekehrte Elija und Dritte nennen den Namen eines anderen Propheten. So weit, so gut; aber jetzt kommt´s:„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Jetzt ergreift Petrus stellvertretend für alle das Wort:„Du bist der Christus!“ D.h. Du bist der von den Propheten seit Jahrhunderten angekündigte Messias, der sein Volk Israel erlösen werde.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Seltsamerweise verbietet ihnen Jesus darüber öffentlich zu reden. Sollten das nicht alle wissen? Schon, aber in diesem Stadium würden sie es nicht verstehen, denn mit diesem Bekenntnis stellt Petrus Jesus und Jesus sich selbst auf eine Stufe mit Gott – das würde beim Volk absolutes Unverständnis, ja Empörung auslösen. Genau deshalb liegt ein Schleier über ihrer Erkenntnis, der erst nach Ostern fällt. Erst nach der Auferstehung wird verständlicher, warum alles so und nicht anders kommen musste. Wie ja auch wir oft erst lange im Nachhinein verstehen, warum sich dieses und jenes in unserem Leben ereignet hat, worauf wir zunächst keine Antwort hatten.
Und damit wird das Evangelium dieses Sonntags auch für eine jede und einen jeden von uns persönlich: Wer ist Jesus für dich, für mich? Für mich persönlich ist Jesus aus Nazareth derjenige, der mich in unmittelbare Nähe mit Gott bringt. Nirgends begegne ich dem, zu dem ich betend VATER UNSER sagen darf, intensiver, als in Jesus. Ihm nahe zu sein ist mein Glück. Ihn zum Freund und Bruder zu haben, gibt meinem Leben eine ganz besondere Qualität. Er gibt mir das untrügliche Gefühl, von Gott angenommen, bejaht und geliebt zu sein – und zwar so wie ich bin, nicht so, wie mich meine Mitmenschen gerne hätten. Aus seiner Kraft denke, lebe und handle ich. Was ich bin und habe verdanke ich ihm.
Ich höre schon kritische Einwände, wie: Täuschst Du dich da nicht gewaltig? Hat er überhaupt gelebt oder rennst Du einem Phantom hinterher? Darauf kann ich nur bekennen: Er hat gelebt und er lebt jetzt. Ich kann und darf das behaupten, weil er mein Leben gekreuzt hat; zwar nicht für meine irdischen Augen, wohl aber für die Augen meiner Seele sichtbar. Ja, ich verbürge mich: Er existiert. Ich bin ihm begegnet. Und wenn Du Dich öffnest, kannst auch Du ihm begegnen und ihn erfahren.
Bernhard Kirchgessner
Leiter Spectrum Kirche Passau-Mariahilf
Text, Bild- und Videomaterial: Stefanie Hintermayr/pbp